Wie war zu Köln es doch vordem Mit Heinzelmännchen so bequem! Denn, war man faul, man legte sich Hin auf die Bank und pflegte sich: Da kamen bei Nacht, Ehe man´s gedacht, Die Männlein und schwärmten Und klappten und lärmten, Und rupften Und zupften, Und hüpften und trabten Und putzten und schabten Und eh ein Faulpelz noch erwacht, War all sein Tagewerk - bereits gemacht!
Der Heinzelmännchenbrunnen steht vor dem Brauhaus Früh, an der Straße Am Hof, zwischen Domhotel und Hohe Straße. Das Brunnendenkmal wurde 1899 vom Kölner Verschönerungsverein gestiftet. Anlass war der 100. Geburtstag des schlesischen Erfinders, Landschafts- und Historienmalers und Dichters August Kopisch (1799 -1853), der die Ballade von den Heinzelmännchen zu Köln verfasst hat.
Gestaltet wurde er von den Bildhauern Edmund und Heinrich Renard im Stil der volkstümlichen Gotik aus Sandstein und Schmiedeeisen. Für diese beiden, Vater und Sohn, war das doch sehr weltliche Thema des Brunnens etwas neues, denn sonst schufen sie religiöse Kunstwerke. Beide arbeiteten für die Dombauhütte. 1901 wurde der in der Form der Kölner Neugotik gestaltete Brunnen fertiggestellt.
Die Cölner Hofbräu P. Josef Früh KG hat den Heinzelmännchenbrunnen 2017/2018 restaurieren lassen. Im Zuge der Restaurierung wurden die Originalreliefs durch Kunststeinabgüsse ersetzt. Die Originale wurden dem Kölnischen Stadtmuseum übergeben, in dem sich auch die Figur der Schneidersfrau befindet.
Betrachtet man den Brunnen von links nach rechts, so hat man eine genaue Illustration dieser Geschichte vor sich, wobei sich der dramatische Schluß mit der neugierigen Schneidersfrau in der Mitte befindet.
Ganz links begegnet uns ein Kölner Zimmermann im Tiefschlaf. Warum er von dem lauten Treiben der im Hintergrund mit allerlei Werkzeug heraneilenden Heinzelmännchen nicht geweckt wird, ist ganz offensichtlich: in der Hand hält er einen großen Bierkrug. Wer nun allerdings erwartet, etwa im “Früh”, das direkt hinter dem Heinzelmännchenbrunnen liegt, seinen Gerstensaft in einem solchen Humpen serviert zu bekommen, der wird arg enttäuscht. Da das Kölsch nur wenig Kohlensäure enthält, hat sich als Glas die sogenannte Kölner Stange durchgesetzt, ein zylindrisches Gefäß mit 0,2 l Fassungsvermögen, das den Kölnern vor allem im süddeutschen Raum den Ruf eingetragen hat, ihr Bier aus “Reagenzgläsern” zu trinken!
Rechts neben dem Relief mit dem Zimmermann kann man die ersten Verse des Gedichtes nachlesen. Dann folgt noch einmal die Zimmermannswerkstatt, diesmal ganz mit emsig werkelnden Heinzelmännchen gefüllt. Daneben geht es in der Backstube nicht minder fleißig zu. Zwischen den beiden Reliefs befinden sich zwei Wappen. Das sind die Handwerkerwappen der Zimmerleute und Bäcker.
Die folgende Reliefgruppe zeigt die hilfreichen Zwerge bei Fleischer und Küfer. Auch hier werden die Bilder wieder durch die entsprechenden Handwerkerwappen ergänzt. Beim Fleischer ist die Wurstproduktion dargestellt, die links mit dem ganzen Schwein beginnt, während rechts die Wurstmasse in den Darm gestopft wird. Möglicherweise produzieren die Heinzelmännchen gerade eine Kölner Spezialtät: die Kölner Blutwurst, kurz “Flönz” genannt.
Dass in Köln Wein hergestellt wurde, mag manchen irritieren, da wir hier ja nicht gerade die ideale sonnige Hanglage haben, ist aber eine historische Tatsache. Allerdings war dieses Kölner Produkt, das auch noch mit Kräutern und allen möglichen Zusätzen vermischt wurde, die früher durchaus erlaubt waren, nie von besonderer Qualität und deshalb allgemein als “soore Hungk” (“saurer Hund”) oder “nasser Lodewig” bekannt.
Schaut man jetzt um die Brunnenecke, so entdeckt man wieder einige Verse des Gedichtes, denen ein Relief folgt, das nicht nur den schlafenden Schneider in seiner Werkstatt, sondern natürlich auch wieder die Heinzelmännchen bei der Arbeit zeigt.
Das neugierige Schneidersweib, das der Faulheit der Kölner ein Ende machte, steht mit der Laterne in der Hand in der Mitte ganz oben auf dem Brunnen. Sie schaut auf die Treppe, an deren Fuß die verunglückten Heinzelmännchen liegen und böse zu ihr heraufblicken. Unter dieser Szene sieht man ein stark verwittertes Spruchband, auf dem – kaum noch lesbar – die entscheidende Zeile des Gedichtes steht: “Neugierig war des Schneiders Weib”. Das Band ist über das Schneiderwappen mit der großen Schere gelegt.
Ist die Geschichte wirklich eine “alte Kölner Sage”, wie so oft behauptet wird, oder stammt sie womöglich ganz woanders her – etwa aus Berlin, wie man uns kürzlich glauben machen wollte? Tatsächlich schreibt Kopisch Köln “Cölln”, was dieser Vermutung recht zu geben scheint. Trotzdem gilt es bei den Kölner Heimatforschern inzwischen als erwiesen, daß der Autor mit seinem Gedicht doch das Köln im Rheinland gemeint hat. Schließlich wird eine entsprechende Sage schon in dem 1826 von Ernst von Weyden herausgegebenen Werk “Cöln´s Vorzeit – Geschichten, Legenden und Sagen” erwähnt. Es wird dort sogar vermutet, daß die Heinzelmännchen etwa fünfzig Jahre vor Erscheinen des Buches in Köln gelebt hätten. Die Sage ist damit also bereits zehn Jahre vor Erscheinen des Gedichtes für den Kölner Raum belegt. Und die Tatsache, daß Weyden schreibt, die Heinzelmännchen hätten vor etwa fünfzig Jahren hier gelebt, läßt sogar deutlich werden, was der wahre Kern dieser Geschichte sein könnte. Denn in diese Zeit fällt der Einmarsch der Franzosen in die Stadt und damit das Ende der “guten alten Zeit” mit z.B. einer sehr konservativen Zunftverfassung, die das Leben der Handwerker auf das genaueste regelte. Auch wenn die nun beginnenden Veränderungen objektiv gesehen eher gut für die Wirtschaft waren, trauerte doch so mancher eben der alten Zeit hinterher.
Obwohl die Sage also nicht gerade etliche Jahrhunderte alt ist, kann man inzwischen aber durchaus von einer echten Kölner Sage sprechen, denn das Besondere dieser Literaturgattung ist ja neben der Tatsache, daß die Geschichten früher mündlich überliefert wurden, auch noch, daß sie sich verwandeln und in verschiedenen Variationen auftreten können. Und genau das ist mit dieser Geschichte passiert. Inzwischen gibt es sogar schon eine “politisch korrekte” Version, in der die Schneidersfrau in Wirklichkeit die Heinzelmännchen nur um Hilfe für ihren Mann bitten will, sie aber nie zu Gesicht bekommt und deshalb auf den Trick mit den Erbsen verfällt. In einer weiteren Version tragen die hilfreichen Zwerge Tarnkappen, damit sie niemand sieht, und eine dritte Variante weiß sogar zu berichten, daß die Heinzelmännchen Köln mit dem Schiff verlassen haben.
Erstaunlich ist, wenn man die Geschichte kennt, die Schönheit der Schneidersfrau. Es gibt inzwischen zahlreiche illustrierte Versionen dieses Gedichtes, mal mehr für Kinder, mal eher für Erwachsene, aber immer kommt das “Schneidersweib” schlecht weg und wird als häßliche Hexe dargestellt.
Nun ist es ja so, dass Köln zwar ab 1815 unter preußischer Regierung war, sich aber mit den preußischen Tugenden recht schwer tat. Und andersherum hatten die Preußen ihre Probleme mit der “Gemütlichkeit” der Rheinländer, die sie eher als Faulheit ansahen. Da in den Augen des preußischen Beamten Kopisch also die Schneidersfrau eher eine positive Gestalt war, die die Kölner endlich wieder zum Arbeiten brachte, sollen die beiden Künstler darauf Rücksicht genommen und ihr deshalb ein so schönes Gesicht verliehen haben, daß sie auch schon einmal mit Schneewittchen verwechselt wird!1
Möglicherweise bezieht sich die Geschichte gar nicht auf Köln am Rhein, sondern auf das Dorf Cölln an der Spree (seit 1432 mit Berlin zur Stadt zusammengeschlossen). Kopisch hat dort (heute Berlin-Mitte) gewohnt.
der heinzelmann es war ein kleiner heinzelmann, der hatte ziemlich fun: spielte im museum achterbahn, hüpfte treppen rauf und runter, rutschte vom geländer munter – da kam die morgensonne an, schlug ihn rasch in ihren bann. nun stehn die leute stumm um die schneidersfrau herum. war schon lange so alleine, bekam fast krumme beine. doch nun hat sie wieder einen steinern kleinen heinzelmann und strahlt ihn mit ihrer leuchte an. © Yvonne Plum
Kölner Brunnen
Vom Taubenbrunnen zum “Drügge Pitter”
Was Jahrhunderte zur Versorgung der Haushalte mit Wasser diente, entdeckte das kunstsinnige 19. Jahrhundert als schmückendes Beiwerk des Stadtbildes. Und so sprudelten sie anfangs zu Ehren so unterschiedlicher lokaler Helden wie Jan von Werth und der Heinzelmännchen. Doch auch das 20. Jahrhundert fügte dem Kanon der zierenden Wasserspender zahlreiche Exemplare hinzu, von klein und unscheinbar wie Matarés Taubenbrunnen bis groß und laut wie die Domfontäne. Diese und zahlreiche weitere Brunnen – mit und ohne Wasser – stehen auf dem Programm. Dazu wird die Geschichte der Plätze erzählt, auf denen die Brunnen stehen.
Diese Führung wurde von der Autorin Yvonne Plum konzipiert und basiert auf ihrer ersten Buchveröffentlichung „Kölner Brunnen“.
Max. 25 Personen
Dauer: ca. 1, 5 Std.
Treffpunkt: Heinzelmännchenbrunnen, Am Hof
Gruppenpreis € 205,-
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Schere, Schmitz und Stolpersteine
Seltsame Namen, geheimnisvolle Zeichen und merkwürdige Figuren in der Kölner Altstadt
Wer mit offenen Augen durch Köln läuft, kann eine Menge merkwürdiger Dinge entdecken. Zum Beispiel die Meerkatze, die oben auf dem Heinzelmännchenbrunnen herumturnt. Oder den Wolf, der das Gitter vor dem Dom hinaufjagt, und schließlich am Alter Markt sogar einen kleinen Kerl, der die Hosen herunterlässt. Was hat das bloß alles zu bedeuten? Wer es wissen will, bekommt die Antworten bei dieser Führung.
Diese Tour wurde von dem Künstler und Kulturvermittler Dr.Thomas Plum konzipiert, der sie auch selber führt.
Empfohlenes Alter: 6-10 Jahre, Begleitung durch Erwachsene erforderlich. Im Anschluss an die Führung können die Kinder mit Straßenkreide malen. Material stellen wir kostenlos zur Verfügung.
Max. 30 Personen
Dauer 1 – 1,5 Std.
Treffpunkt: Heinzelmännchenbrunnen, Am Hof
Gruppenpreis: € 165,-
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