4. Der Taubenbrunnen

Neben dem Domforum befindet sich einer der interessantesten und faszinierendsten Brunnen Kölns: der Taubenbrunnen. Er ist der erste Brunnen, der nach dem Zweiten Weltkrieg in Köln entstand, und der erste abstrakte Brunnen dieser Stadt. Geschaffen hat ihn 1953 der Künstler Ewald Mataré.

Ursprünglich bildete der Brunnen einmal den Mittelpunkt eines Platzes, wodurch er natürlich sehr viel besser zur Geltung kam, als das heute der Fall ist. Eine kreisförmige Mulde ist durch ein geometrisches Mosaikfeld ausgeschmückt, in dem das Wasser, das aus einem Basaltblock träufelt, spiralförmig abgeleitet wird. Rechts und links von dem Basaltblock befindet sich jeweils ein niedriges, geschwungenes Eisengeländer, das den Brunnen teilweise schützend umgibt.

Gerade das, was wir heute meist mit einem Brunnen verbinden, Wasserfontänen, Plätschern, Rauschen, Rieseln, das fehlt hier völlig. Es ist ein "stilles Wasser", das den Betrachter mitten im GroßstadttrubeI zum Verweilen, zur Meditation einlädt. Mataré selbst hat einmal gesagt:

"Die sichtbare Welt ist auch nur ein kleiner Teil der unsichtbaren, und alles steht in einem Zusammenhang und will als solcher von uns begriffen werden."

Dieser Satz könnte eine ideale "Gebrauchsanweisung" zum Verständnis dieses Brunnens sein. Zu Füßen des Domes an den Boden geschmiegt scheint er das genaue Gegenteil der in den Himmel strebenden Kathedrale zu sein. Und doch will er dasselbe: Ruhe und Frieden vermitteln.

Leider wurden in den letzten Jahren die Sitzbänke demontiert, die den Besucher früher an schönen Tagen zum Verweilen einluden, wahrscheinlich wegen der Obdachlosen, die sich hier gelegentlich zum Schlafen niederließen. Doch wer nicht um blütenweiße Kleidung fürchten muß, kann sich zumindest noch auf die großen Blöcke setzen, die hier Straße und Bürgersteig voneinander trennen.

Bedauerlich ist allerdings die Art und Weise, wie dieser Brunnen erst kürzlich restauriert wurde. Das Mosaik besteht aus weißen, blauen und schwarzen Steinchen, von denen sich eine ganze Reihe im Laufe der Zeit gelockert hatten. Die Reparatur wurde jedoch nur in Schwarz und Weiß durchgeführt, wodurch das streng geometrische Muster zerrissen und der Boden zu einer Art Flickenteppich wurde.


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