Mein erster englischer Satz war: "I want to hold your hand." Das hatte mir mein jüngster Onkel beigebracht, der erklärter Beatles-Fan war. Leider erwies sich dieser Satz als ausgesprochen nutzlos: ich habe ihn in meinem weiteren Leben nicht mehr gebraucht.
In der Schule war ich, abgesehen von geringfügigen Anfangsschwierigkeiten, in Englisch sehr gut. Durch das eifrige Lesen englischer Bücher und das Üben mit dem amerikanischen Freund einer Bekannten meiner Eltern (alles klar?) eignete ich mir einen umfangreichen Wortschatz an.
Kurz vor meinem Abitur lernte ich eine Irin, Eileen Connolly, kennen, die damals bei einer Familie im selben Haus als Aupair-Mädchen arbeitete. Über sie kam ich mit einer ganzen Clique von Iren in Kontakt und lernte dabei auch meinen ersten Freund kennen. Meine Englisch-Kenntnisse vervollständigten sich soweit, daß es mir sogar gelang, einem Iren vorzugaukeln, ich sei selber Irin aus Dublin. Erst als ich ihm meinen Ausweis zeigte, glaubte er schließlich, daß ich waschechte Deutsche bin.
Die Freundin mußte nach einem Jahr zurück nach Irland, mein Freund machte mit mir Schluß und der irische Akzent wich einem britischen, den ich bis heute habe.
Was lag, nach diversen etwas chaotischen Studienansätzen, näher, als das studieren zu wollen, was ich am besten konnte, nämlich Englisch? Während des Studiums habe ich für einen kleinen Göttinger Verlag Bücher über Homoeopathie aus dem Englischen übersetzt, für die Deutsche Welle Übersetzungen vom Deutschen ins Englische angefertigt, für eine Sprachenschule und später auch in eigener Regie Englisch-Unterricht erteilt, für den WDR Führungen auf Deutsch und Englisch gemacht. 1990 begann ich, als Stadtführerin beim Verkehrsamt der Stadt Köln Führungen in Deutsch, Englisch und Niederländisch (das ich mittlerweile ebenfalls studierte) zu machen.
Mein Wunschtraum war es zu dieser Zeit, als Übersetzerin für englische Kriminal- und Horrorromane zu arbeiten. Die meisten Verlage winkten jedoch gleich ab: "Ach - Englisch, da haben wir schon jemanden für." Bestenfalls erhielt ich die Zusicherung, "in die Kartei aufgenommen" zu werden. Nach Qualifikationen wurde gar nicht erst gefragt.
So widmete ich mich erstmal anderen Dingen. Mein Interesse an Stadtführungen und meine Unzufriedenheit mit dem Verkehrsamt waren mittlerweile soweit gewachsen, daß ich beschloß, gemeinsam mit meinem Mann ein eigenes Stadtführungsunternehmen zu gründen: inside Cologne City Tours. Dazu hängte ich schweren Herzens mein Studium an den Nagel, denn das hätte ich nebenbei wirklich nicht mehr geschafft.
Inzwischen läuft der Laden auch weitgehend ohne mich, so daß ich mich voll und ganz dem Schreiben widmen kann.
Erwähnenswert ist noch, daß ich zu Beginn der 90er, vor allem auch durch eine damalige Freundin beeinflußt, eine ganze Reihe Texte auf Englisch geschrieben habe, die ich auch heute noch durchaus vorzeigbar finde.