15. Die römische Hafenstraße

Im Außenbereich des Römisch-Germanischen Museums standen früher zahlreiche Exponate. Die meisten sind leider in den letzten Jahren durch Vandalismus so stark beschädigt worden, daß man sie inzwischen entfernen mußte.

Die interessantesten Ausstellungsstücke in der Freizone des Museums findet man jedoch noch immer unterhalb des Diözesanmuseums. Eine Treppe führt hinunter zur sogenannten römischen Hafenstraße. Die Straße wurde allerdings nicht da gefunden, wo die Basaltsteine jetzt liegen, sondern weiter nördlich. Beim Bau des Römisch-Germanischen-Museums entdeckte man das 65 Meter lange Stück einer über fünf Meter breiten Straße. Da dort, unter dem Keller des Museums, die Einfahrt zur Tiefgarage vorgesehen war, entfernte man die Steine und legte sie an der jetzigen Stelle wieder aus. Die Bezeichnung "römische Hafenstraße", die man auf dem Schild an der Wand lesen kann, ist irreführend. Erstens handelt es sich ja nicht um eine römische Straße, sondern nur um das Pflaster; zwischen den Steinen waren nicht so breite Fugen wie jetzt. Zweitens existierte zumindest seit dem 2. Jahrhundert n. Chr. östlich von der Fundstelle kein Hafenbecken (mehr), und gepflasterte Straßen gab es in Köln erst im 4. Jahrhundert. Tatsächlich floß zwischen dem heutigen Martinsviertel und dem römischen Stadtgebiet einst ein Seitenarm des Rheins, und es wurde lange vermutet, daß die Römer ihn als Hafen benutzten.

Neben der "Hafenstraße" steht ein Stück Abwasserkanal, das 1997 in der Nähe ausgegraben wurde. Es ist nur ein kleines Bruchstück des Kanalsystems, das Köln zur Römerzeit durchzog, die Abwässer in den Rhein leitete und damit maßgeblich zur Gesundheit der Stadtbevölkerung beitrug. Nach dem Ende der römischen Herrschaft zerfielen die Kanäle und konnten nicht mehr repariert werden. Erst seit Ende des 19. Jahrhunderts gibt es in Köln wieder einen Abwasserkanal.

Betrachtet man das Teilstück genauer, so kann man auf der rechten Ecke einige Steine entdecken, die offensichtlich vorher schon einmal eine andere Funktion hatten. Darunter ist etwa ein ehemaliges Säulenstück zu finden. Es handelt sich hier also um eine Art Recycling von Baumaterial. Was auf den ersten Blick recht ungewöhnlich wirkt, läßt sich leicht erklären. Einerseits hatte Köln zwar über den Wasserweg und durch das nahegelegene Siebengebirge keinen Mangel an Baumaterial, andererseits waren jedoch die Transportkosten so hoch, daß man, wenn möglich, auch gerne auf billigeres, altes Material zurückgriff. Und wo konnte man das besser verbauen als in den Abwasserkanälen, die ja in der Erde verliefen und deshalb nicht besonders schön auszusehen brauchten?!

1970 wurde in einem solchen Kanal sogar eine Bodenplatte entdeckt, die jetzt im Römisch-Germanischen Museum ausgestellt ist: eine Steintafel mit einer Bauinschrift aus der Zeit des Kaisers Nero. Es ist durchaus möglich, daß der berühmt-berüchtigte Kaiser nach seinem Tod ganz bewußt ins Abwasser "verbannt" wurde.

An der Straße steht noch ein zweites Denkmal aus der Römerzeit: ein Brunnen mit einer Flußgottmaske. Er wurde 1975 nach Vorbildern aus

Pompeji gebaut. Die Maske ist eine Kopie. Das Original aus dem 3. Jahrhundert ist im Museum ausgestellt. Wahrscheinlich wurde es auch für einen Brunnen benutzt. Eine mehr als 90 km lange Wasserleitung aus der Eifel versorgte viele solcher Straßenbrunnen ständig mit Frischwasser. Möglicherweise ist das eine der ersten Darstellungen des Flußgottes Rhenus, des


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