13. Das Römisch-Germanische Museum

An der Ostseite der Roncalliplatzes befindet sich das Römisch-Germanische Museum. 1974 wurde der Neubau des 1946 gegründeten städtischen Museums eröffnet. Man hat das Gebäude betont schlicht gehalten, um die filigrane Architektur der gotischen Kathedrale nicht zu stören. Ob das unbedingt gelungen ist oder nicht, darüber gehen die Meinungen allerdings weit auseinander. Es wurde sogar schon als "Schuhkarton" beschimpft. Unumstritten ist allerdings die Qualität seiner Ausstellungsstücke, von denen man, auch ohne Eintritt bezahlt zu haben, eine kleine Kostprobe bekommen kann.

Schaut man durch die breite Glasfront in das Museum hinein, so erblickt man gleich zwei der wichtigsten Ausstellungsstücke.

Im Untergeschoß liegt das über 70 Quadratmeter große Dionysosmosaik, eines der schönsten römischen Mosaike des Rheinlandes. Es befindet sich noch heute an genau derselben Stelle, wo man es 1941 beim Bau eines Luftschutzbunkers entdeckte. Ab 1946 wurde es in einer Art kleinem Museum, das man darüber baute, gezeigt. Doch schon bald verblaßten die Farben, durch den feuchten Untergrund siedelten sich Pilze und Staubläuse an. Das Mosaik wurde daraufhin mit einem vierzehntägigen Alkoholbad behandelt (was Dionysos bestimmt gut gefallen hat!), doch die Wirkung hielt nicht lange an.

Ein italienischer Restaurator schaffte 1959 Abhilfe: Das gesamte Mosaik wurde aus der Erde gelöst und mit einer Kunststoff-Betonmasse hintergossen; am Fundort wurde soweit ausgeschachtet, daß man eine Klimaanlage installieren konnte, und schließlich wurde es am alten Lageplatz eingesetzt. Ab Ende 1961 war es wieder zu besichtigen. 1967 verschwand es allerdings noch einmal für einige Jahre, nämlich hinter dem Bauzaun des Römisch-Germanischen Museums.

Seit dessen Eröffnung ist es nun von außen durch die große Fensterscheibe ständig, und von innen zu den Öffnungszeiten des Museums zu sehen.

Das Mosaik wurde in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts als "steinerner Teppich" für einen Speise- und Festsaal geschaffen, der wahrscheinlich auch als Kultraum genutzt wurde und von dem aus man in einen großen Garten in Form eines mit Säulengängen umgebenen Innenhofs gelangte. Der Saal bildete den Hauptraum einer über 2.600 qm großen Villa, die insgesamt zwanzig Räume hatte. Möglicherweise war es das Haus eines reichen Kaufmannes, vielleicht sogar des Provinzgouverneurs. Das palastartige Gebäude brannte, wahrscheinlich bei einem Überfall der Franken im Jahre 355, ab und begrub das Mosaik unter sich. Später wurde einfach auf dem Ruinengelände neu gebaut, ohne daß der ganze Schutt geräumt worden wäre. Dadurch blieb das Kunstwerk erhalten. (Das Römisch-Germanische Museum wurde übrigens genau über dem Grundriß dieser Villa errichtet.)

In einem großen Quadrat in der Raummitte sieht man den trunkenen Dionysos, der sich auf einen Satyr stützt, zu seinen Füßen ein umgestürzter Weinbehälter. Die umgebenden Bildfelder zeigen Gestalten, die in seinen Sagenkreis gehören, wie der auf dem Löwen reitende Amor, Pan mit einem Ziegenbock oder der Panther.

In den vier Ecken sind Fruchtkörbe dargestellt, am Bildrand wurde das Thema Essen verarbeitet: Vögel ziehen Wagen mit Erntewerkzeugen und Früchten, ein Pfau trägt einen Apfel im Schnabel usw.

Die 32 Bildfelder sind durch ein kompliziertes geometrisches Muster miteinander verbunden, das ganz exakt ausgeführt wurde. Rund 1,5 Millionen Kalk-, Schiefer-, Ton- und Glassteinchen mußten dafür verlegt werden!

Natürlich war das Mosaik beim Einsturz des Gebäudes beschädigt worden. Soweit das Muster davon betroffen war, hat man diese Stellen restauriert. Bei den Bildfeldern wurde das nicht gemacht, da man nicht in allen Fällen absolut sicher sein konnte, was dort auf welche Weise dargestellt war.

Die ganze Schönheit des Mosaiks offenbart sich allerdings erst dem Museumsbesucher, denn von hier außen ist man viel zu weit entfernt, um Details wirklich erkennen und würdigen zu können.

Blickt man nach links, so sieht man das Grabmal des Poblicius. Dieser römische Veteran hatte es um 40 n. Chr. für sich und seine Familienangehörigen errichten lassen. Der größte Teil des Monuments wurde Mitte der 60er Jahre von zwei Teenagern bei der Erweiterung des Kellers in ihrem Elternhaus am Chlodwigplatz entdeckt. Dort, an der Ausfallstraße nach Bonn (heute Severinstraße), war einst ein ausgedehntes Gräberfeld. Die Jugendlichen hatten den Fund einige Wochen lang geheimgehalten und in einem größeren Kellerraum sogar ihr privates "römisches Museum" eingerichtet, bevor ihnen die Stadt 1970 die 50 entdeckten Steinquader abkaufte. Einige Teile des Bauwerks hatte man schon im vorigen Jahrhundert beim Abriß der mittelalterlichen Stadtmauer gefunden, ohne aber genau zu wissen, um welche Art Bau es sich handelte. Durch die Ausgrabungen der jungen Amateurarchäologen wurde die Rekonstruktion des Grabmals möglich. Dabei stellte man allerdings fest, daß es nicht in das (bereits im Bau befindliche) Museum paßte. Die Architekten mußten daraufhin die Pläne ändern und die Ausstellungshalle an dieser Stelle um drei Meter erhöhen.


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