18. Der Spanische Bau und das Praetorium

Kurz hinter dem Brauhaus Sion überqueren wir die Kleine Budengasse; der Straßenname hat mit unserem heutigen Begriff "Bude" gar nichts zu tun, sondern erinnert daran, daß hier einst die Rathausboten wohnten. Der Spanische Bau wurde 1956 als erstes Rathausgebäude nach der völligen Zerstörung des alten Rathauses im Krieg fertig. In dem Verwaltungsbau befindet sich der große Sitzungssaal des Rates der Stadt Köln. Der Name des Gebäudes rührt von dem barocken Vorgängerbau her. In dem Anfang des 17. Jahrhunderts errichteten Ratsgebäude wurde 1623 die Spanische Liga gegründet, ein Zusammenschluß katholischer Staaten während des Dreißigjährigen Krieges. Übrigens gab man dem Gebäude, das vorher Neuer Bau hieß, erst im 19. Jahrhundert diesen Namen. Bevor der heutige Spanische Bau begonnen wurde, machte man auf dem Baugelände eine sensationelle archäologische Entdeckung. Man fand die Überreste eines riesigen Palastes aus der Römerzeit, des sogenannten Praetoriums. Das Praetorium war das Regierungsgebäude des Statthalters der römischen Grenzprovinz Niedergermanien (Germania Inferior), die sich vom 1. bis zum 4. Jahrhundert linksrheinisch bis zur Nordsee erstreckte. Der Statthalter war der Stellvertreter des Kaisers und hatte den Rang eines Konsuls. Er befehligte alle in der Provinz stationierten Truppen und war für die zivile Verwaltung, die Rechtsprechung, die Polizei und den Kaiserkult verantwortlich.

Ein Teil der Ausgrabungen wurde gesichert und im Untergeschoß des Rathausneubaus dauerhaft öffentlich zugänglich gemacht. Das Praetorium ist eine Außenstelle des Römisch-Germanischen Museums und während der normalen Museumsöffnungszeiten zugänglich. Man kann die Fundamente und Mauerreste von vier aufeinanderfolgenden Bauperioden (1. bis 4. Jahrhundert) an Ort und Stelle besichtigen. Zum Ausstellungsbereich gehört auch ein begehbarer Teilabschnitt eines römischen Abwasserkanals und ein Raum mit Ziegeln und Weihesteinen, römischem Kunstgewerbe aus


DER KÖLNER ALTSTADTFÜHRER

ik sowie erläuternden Schrifttafeln.


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